Trump, der Friedensfürst, der den Krieg verabscheut, der die Hand ausstreckt und sogar bereit ist, eingefleischte Feindschaften zu begraben und eine blühende Zukunft für alle zu errichten, die guten Willens sind: So könnte man seinen Auftritt in Riad zusammenfassen. In deutschen und europäischen Medien führte die Rede, die er am US-Saudi Investment Summit hielt, zu kaum mehr als oberflächlichen Schlagzeilen mit übelgelauntem Touch. Die ARD redete «Risse» in den Beziehungen der beiden Staaten herbei, andere wie die Süddeutsche spotteten: «Wo bitte geht’s zum glitzernden Geldautomaten?»

 

Arabisches Wunder 

Die Kritiker verkennen, dass es Trump nicht einfach nur um schnelles Geld geht. Er verfolgt das im Grunde klassische liberale Credo einer Welt, die durch allseitige Geschäftsbeziehungen zivilisiert und befriedet wird. Er will Händler, nicht Helden. «Als Präsident der Vereinigten Staaten werde ich immer den Frieden und die Partnerschaft bevorzugen, wann immer diese Ergebnisse erreicht werden können», sagte Trump. Nur ein Narr würde das anders sehen. 

In den letzten Jahren seien «viel zu viele amerikanische Präsidenten» von der Vorstellung befallen gewesen, «dass es unsere Aufgabe sei, in die Seelen ausländischer Führer zu schauen und die US-Politik zu nutzen, um für ihre Sünden Gerechtigkeit walten zu lassen». Sie hätten es geliebt, das Militär in die halbe Welt zu entsenden. Trump betonte zwar mehrfach, dass die US-Armee so schlagkräftig und tödlich sei wie nie zuvor, doch er glaube an «Frieden durch Stärke» und hoffe, diese Waffen nie einsetzen zu müssen.

Letztlich, so Trump, hätten die sogenannten nation builders weit mehr Nationen zerstört als aufgebaut, und die Internationalisten hätten «in komplexe Gesellschaften eingegriffen, die sie selbst nicht verstanden haben». An die Adresse von Kronprinz Mohammed bin Salman und des saudischen Königshauses sagte Trump: «Frieden, Wohlstand und Fortschritt entstanden letztlich nicht durch eine radikale Ablehnung Ihres Erbes, sondern dadurch, dass Sie sich auf Ihre nationalen Traditionen besannen und sich dieses Erbe zu eigen machten, das Sie so sehr lieben.» Die Saudis hätten «auf arabische Art ein modernes Wunder vollbracht». Die Entstehung des modernen Nahen Ostens gehe auf die Menschen in der Region selbst zurück, die ihre eigenen einzigartigen Visionen verfolgt und ihr eigenes Schicksal auf ihre eigene Weise gestaltet hätten. Trump entwarf dabei die Vision einer Zukunft, in der der gesamte Nahe Osten «vom Handel und nicht vom Chaos bestimmt wird; in der er Technologie und nicht Terrorismus exportiert und in der Menschen verschiedener Nationen, Religionen und Glaubensrichtungen gemeinsam Städte bauen und sich nicht gegenseitig in den Ruin bomben». 

Das sind ganz neue Töne für einen amerikanischen Präsidenten, die eigentlich die Kritiker des westlichen Orientalismus in Jubelgesänge ausbrechen lassen müssten. 

 

Weltpolizist in Rente 

Folgt daraus, dass der amerikanische Weltpolizist für immer in Rente geht? Dagegen sprächen ja nur schon die Angriffe, die Trump auf die jemenitische Huthi-Miliz fliegen liess, die den Schiffsverkehr im Roten Meer terrorisiert. Trumps Absage an den Interventionismus muss man, das macht seine Riad-Rede deutlich, wohl eher als einen Abschied von moralistischem Besserwissertum und Demokratie-Lehrstunden mit der Bombe verstehen. Er scheint nach wie vor entschlossen, kriminellen Ordnungsstörern das Handwerk zu legen. So sagte er: «Unsere Aufgabe ist es nun, gemeinsam mit der grossen Mehrheit der Menschen in dieser Region, die Stabilität und Ruhe suchen, gegen die wenigen verbliebenen Agenten des Chaos und des Terrors vorzugehen, die die Träume von Abermillionen grossartiger Menschen als Geiseln halten.»

Die «grösste und zerstörerischste dieser Kräfte» sieht er nach wie vor im Regime im Iran, das unvorstellbares Leid in Syrien, dem Irak, dem Libanon, dem Jemen, in Gaza und darüber hinaus verursacht habe. Doch selbst den Mullahs in Teheran machte Trump ein Angebot, das seine Idee von Frieden und Partnerschaft als aussenpolitische Maxime eindrücklich unterstreicht. Er sei nicht nur hier, um das vergangene Chaos der iranischen Führung zu verurteilen, sondern auch, um ihr einen neuen Weg in eine weitaus bessere und hoffnungsvollere Zukunft zu bieten. «Wie ich wiederholt gezeigt habe, bin ich bereit, vergangene Konflikte zu beenden und neue Partnerschaften für eine bessere und stabilere Welt zu schmieden, selbst wenn unsere Differenzen sehr tiefgreifend sein mögen, was im Fall des Iran offensichtlich der Fall ist.» Er habe nie daran geglaubt, «dauerhafte Feinde zu haben», und sei bereit zu einem Abkommen mit dem Iran. Dass er seinen Worten durchaus Taten folgen lässt, zeigt seine gleichzeitig angekündigte Aufhebung der Sanktionen gegen Syrien.

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